Aktion 2025 Prophylaxe Zahngesundheit

Ein anderer Ansatz zur zahnärztlichen Hilfe in Gegenden mit armer Bevölkerung

2015 wurde ich vom Trägerverein „Kinderheim Nethanja Narsapur“ erstmals eingeladen zahnärztliche Behandlungen in einer armen Region von Andhra Pradesh/ Indien durchzuführen. Dort können sich die meisten Menschen keine zahnärztliche Behandlung leisten.

Da der Import einer mobilen Behandlungseinheit zolltechnisch nicht möglich war, richtete die Klinikleitung des Emmanuel-Hospitals in Kondolaagraharam, einer kleinen Ortschaft im ländlichen Raum, eine kleine Zahnstation ein. Gemeinsam mit einer indischen Kollegin und meiner Assistentin durfte ich diese eröffnen.

Erste Einsätze

Der Patientenandrang war enorm, Behandlungsschwerpunkt war das Entfernen tief zerstörter, schmerzender Zähne. Ergänzend führten wir eine Schuluntersuchung an einer nahegelegenen Schule und erste Schulungen in Prophylaxe durch. Hieraus ergaben sich auch einige Füllungstherapien bei Kindern und Jugendlichen. Ein strategisch wichtiger Schritt war die kurzfristige Qualifizierung der Krankenschwesternschülerinnen zu zahnärztlichen Assistenzkräften, zur Unterstützung der indischen Kollegin vor Ort.

Nach zwei Wochen intensiver Arbeit erfolgte die Rückreise mit der berechtigten Hoffnung, nachhaltige Impulse für eine bessere zahnärztliche Versorgung gesetzt zu haben. Leider konnte die indische Kollegin aufgrund eines persönlichen Schicksalsschlages im Jahr 2017 nicht mehr in der Zahnstation vor Ort praktizieren.

Kontinuität und Herausforderungen

Nach längerer Suche konnte ein junger indischer Kollege gefunden werden die Arbeit in der Zahnstation fortzuführen. Im Jahr 2020 unterstützte ich ihn mit einer mich begleitenden Kollegin – bis buchstäblich einen Tag vor Ausrufung der pandemiebedingten Einschränkungen in Indien – in allen Aspekten unseres Behandlungskonzeptes. Da sein Engagement jedoch letztlich zeitlich begrenzt war, reiste ich 2024 erneut nach Indien, um die begonnene Behandlungsstrategie weiterzuführen und die Kontinuität zu sichern. Nachdenklich stimmte uns dabei, dass außerhalb unserer Einsätze nur sehr begrenzte Behandlungsaktivitäten stattfanden.

Strategiewechsel: Fokus auf Prävention

Die Eindrücke und Reihenuntersuchungen der Kinder während dieses Einsatzes veranlassten mich zu einem Strategiewechsel. Als ehemaliger Jugendzahnarzt – mit großer Leidenschaft für Prävention und der Erfahrung und dem Wissen aus zahlreichen Studien mit dokumentierten Erfolgen aus Europa-, stellte ich mir die Frage: Wäre es nicht zielführender, ein nachhaltiges Gruppenprophylaxeprogramm zu etablieren- vorausgesetzt, geeignete lokale Strukturen sind vorhanden? Tatsächlich bestehen diese Strukturen bereits:  In der Region wurden über viele Jahre zahlreiche Einrichtungen wie Kinderheime, Schulen, Kindergärten, Krankenhäuser sowie Schwesternschulen – mit insgesamt 320 Schülerinnen – aufgebaut.

Darüber hinaus übernehmen viele Pastoren von zahlreichen Kirchengemeinden in dem großen Einzugsbereich zusätzliche Arbeiten als Sozialarbeiter und Dorfhelfer. Ergänzt wird dieses Netzwerk durch zahlreiche Gesundheitsstationen in den Dörfern, die von Ärzten und den ausgebildeten Krankenschwestern betreut werden.

All diese Akteure bieten ein enormes Potential als Multiplikatoren und Motivatoren für präventive Maßnahmen- ideale Partner also, um die zahnmedizinische Prävention insbesondere bei Kindern im Alter von den drei bis zwölf Jahren langfristig und wirksam zu verankern.

Umsetzung 2025

Mit kultur- und altersgerechten Präsentationen sowie Videos (teilweise mit Untertiteln in der Sprache der Region: Telugu) reisten meine begleitende ZMP und ich 2025 erneut nach Indien. Im Gepäck: Zahlreiche Zahnbürsten und Zahnpasten, bereitgestellt durch den Verein für Zahnhygiene, wertvolle Unterlagen und Unterstützung auch von der Landesarbeitsgemeinschaft für Zahngesundheit Baden-Württemberg und der DAJ (Deutsche Arbeitsgemeinschaft für Jugendzahnpflege). Im Namen des Vereins „Bausteine Zukunft“, den wir u.a. auch für dieses Projekt gegründet hatten, sagen wir für jegliche Unterstützung herzlichen Dank!

Am 13. Oktober wurden wir in Visakhapatnam und an allen weiteren Einsatzorten mit großer Herzlichkeit und Wertschätzung empfangen. Besonders erfreulich war, dass wir an verschiedenen Orten auf Zahnärztinnen und Zahnärzte trafen, die uns nicht nur unterstützten, sondern zwei Kolleginnen sind bereit, sich auch langfristig für die Nachhaltigkeit des Programmes zu engagieren. Sie erklärten, dass sie – neben ihrer Tätigkeit in eigener Praxis und als Angestellte- weitere Schulungen anbieten und in ihrem Umfeld Erfolgskontrollen sicherstellen wollen.

Im Rahmen diverser schon vorbereiteter „Dental Awareness Camps“ konnten wir verschiedene Zielgruppen gezielt ansprechen, wobei der Schwerpunkt auf unseren Multiplikatoren lag. So ist es uns beispielsweise gelungen, eine große Gruppe von Krankenschwesternschülerinnen in höheren Semestern zu motivieren, eigenständig Prophylaxeunterweisungen durchzuführen. Mit großem Engagement und viel Spaß vermittelten sie Kindern und Jugendlichen altersgerecht die wichtigsten häuslichen Maßnahmen zur Vorbeugung von Zahnerkrankungen.

Die Lehre von für sie völlig neuen Erkenntnissen wurden mehrfach wiederholt und durch praxisnahe Zahnputzübungen an Modellen gefestigt. Die anschließende Ausgabe von Zahnbürsten und fluoridierter Zahnpasta stellte sich als äußerst wirksamer und unverzichtbarer Bestandteil des Programmes heraus.

Hintergrund: Viele Familien können sich keine fluoridierte Zahnpasta, oft auch keine Zahnbürsten, ebenso wenig wie zahnärztliche Behandlungen leisten. Zahngesundheit bleibt daher für große Teile der Bevölkerung ein rein theoretisches Konzept. Im Regelfall wird ein Zahndefekt so lange ignoriert, bis er unerträgliche Schmerzen verursacht oder Komplikationen nach sich zieht, häufig mit Zahnverlust als Folge. Gerade deshalb stellt die Bereitstellung von Zahnpflegeartikeln und die praxisorientierte Schulung ihrer Anwendung einen zentralen Baustein für die nachhaltige Förderung der Mundgesundheit von Kindern und Jugendlichen dar. Dies zeigt, wie gezielte Präventionsmaßnahmen sofort Wirkung erzielen können.

Ausblick und Unterstützungsbedarf

Um die Nachhaltigkeit des Programms zu sichern, ist zunächst auch eine regelmäßige Bereitstellung von Zahnbürsten und Zahnpasta erforderlich. Die Zahnärztinnen und Zahnärzte vor Ort könnten die benötigten Mengen (6000 bis 10.000 Sets für Kinder bis 12 Jahre) deutlich günstiger beschaffen als Familien oder Kinderheime vor Ort.

Deshalb unsere Bitte: Unterstützen Sie uns dabei, die regelmäßige Versorgung mit Zahnpflegeartikel im Rahmen unseres Prophylaxeprogramms sicherzustellen und die präventive Arbeit vor Ort kontinuierlich fortzuführen. Jede Hilfe trägt dazu bei, die Mundgesundheit von Kindern nachhaltig zu verbessern.

Spendenaufruf:

Verein: Bausteine Zukunft e.V

Unser Spendenkonto:
Bausteine Zukunft e.V.
IBAN: DE89 6035 0130 0001 1573 09
BIC/SWIFT: BBKRDE6BXXX

Verwendungszweck:

Spende für Zahnprophylaxeprogramm in Andhra Pradesh

Unser Verein ist als gemeinnützig anerkannt und finanziert sich ausschließlich über Geld und Sachspenden